Der Einsatz by David Ignatius

Der Einsatz by David Ignatius

Autor:David Ignatius [Ignatius, David]
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Tags: Spionage, Belletristik/Krimis, Thriller
Herausgeber: rowohlt
veröffentlicht: 2012-08-04T19:01:34+00:00


22 Brixton

Die fünf Verschwörer trafen sich am Montagmorgen in einem Lagerhaus unweit der Brixton Road, mitten im westindischen Ghetto Südlondons. Dem Schild über der Tür zufolge residierte dort eine Import-Export-Firma namens Gentle Winds. Adrian rief alle Beteiligten ins Besprechungszimmer neben einem mit Pappschachteln und Paketschnur vollgestopften Versandraum im hinteren Teil des Gebäudes. «Mr. Fellows» durfte als Ehrengast in einem gepolsterten Ledersessel Platz nehmen. Neben ihm saß der Stabschef des SIS, der an diesem Tag eine alte Cordjacke mit abgewetzten Aufnähern an den Ellbogen und ein blaues Jeanshemd ohne Krawatte trug. Er leitete die Sitzung mit sanfter Autorität und wirkte dabei zugleich entspannt und konzentriert. Man merkte ihm an, dass er bereits häufiger mit den Mitgliedern dieses Teams gearbeitet hatte und sie ihm rückhaltlos vertrauten.

Die drei Einsatzkräfte trugen bereits die Kleidung, die sie auch im Iran anhaben würden. Hakim, der Pakistani aus dem Norden Londons, trug ein einfaches Baumwollhemd und eine Hose, wie man sie überall im Nahen Osten an Wanderarbeitern aus Südostasien sieht. Der draufgängerische Motorradheld vom Vortag war verschwunden, und an seine Stelle war ein junger Mann getreten, der leicht unterwürfig mit dem Kopf wackelte und dabei stets ein respektvolles Lächeln auf den Lippen hatte. Marwan, der Jemenit aus Barking, hatte einen billigen braunen Anzug und eine graublaue Polyesterkrawatte angelegt und war damit der Inbegriff des arabischen Geschäftsmannes, der versucht, das schnelle Geld zu machen. Auch ihm war es gelungen, den ehrgeizigen Sportler zu verstecken, der er noch tags zuvor gewesen war. Der Anzug war so weit geschnitten, dass er darin eher stämmig als muskulös wirkte.

Doch Jackie war es, die man am wenigsten von allen wiedererkannte. Anstelle der atemberaubenden Reitkleidung vom Sonntagnachmittag trug sie einen weiten grauen Gabardinemantel, der ihr bis zum Knie reichte, und ein schwarzes Kopftuch, das ihre blonde Mähne fast vollständig verbarg. Ihre Augen hatte sie hinter einer Sonnenbrille versteckt, und ihre Lippen glänzten knallrot. Im Besprechungszimmer angelangt, knöpfte sie ihren Mantel auf. Darunter kam eine tief ausgeschnittene Seidenbluse mit buntem Leopardenmuster zum Vorschein.

«Sehr gelungene Arbeitskleidung, Leute», lobte Adrian. «Genau richtig.» Er wandte sich an den Pakistani, der ganz bescheiden auf einer Armlehne hockte und sich nicht gestattete, wie die anderen in einem Sessel zu lümmeln.

«Hakim, deinen Papieren zufolge bist du mit einer vorübergehenden Aufenthaltsgenehmigung bei einem Bauprojekt in Shiraz beschäftigt, das in einem halben Jahr beendet sein wird. In Teheran hältst du dich auf, um Material zu kaufen. Das ist alles schon mit dem pakistanischen Bauunternehmen in Lahore abgesprochen. Und die Baustellenverwaltung in Shiraz hat deinen Namen und deine Ausweisnummer, falls irgendwer danach fragen sollte. Was allerdings nicht passieren wird.»

«Klingt wasserdicht», sagte Hakim. «Was für Sprachen kann ich?»

«Urdu, Englisch und dazu noch ein bisschen Farsi und Arabisch. Vorher hast du in Dubai gearbeitet. Auch das ist abgeklärt, falls es irgendwen interessieren sollte. Und iss nächste Woche ein bisschen weniger, Junge. Du siehst viel zu gut genährt aus.»

«Die südasiatische Hungerkur hat bereits begonnen, Sahib», sagte Hakim und wackelte ein wenig mit dem Kopf.

«Marwan, ich bin beeindruckt, wie zwielichtig du aussiehst. Genau die Sorte halbseidener Araber, der sich in Teheran herumtreibt, um sich ein paar Tomans zu verdienen.



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